Die Annahme der Initiative für sauberes Trinkwasser würde die Schweizer Landwirtschaft auf den Kopf stellen. Sie hat nicht nur den Pflanzenschutz, sondern auch die Nutztierfütterung, die Biodiversität, die Agrarforschung und den Antibiotikaeinsatz im Visier. Die Auflage für ausschliesslich betriebseigenes Futter würde die Produktion von Eiern, Geflügel- und Schweinefleisch extrem einschränken. Es fehlt ihnen die dafür notige Ackerfläche. Diese Lebensmittel kämen in der Folge vermehrt aus Ländern, in denen das Tierwohlniveau viel tiefer ist. Die Selbstversorgung der Schweiz geht unter 40% zurück. Die Bewirtschaftung würde ohne Ökologischer Leistungnachweis weitergeführt. Das heisst: Die gesamte Umweltwirkung wäre negativ. Die Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie, zum Beispiel Getreidenebenprodukte aus der Müllereibranche, könnten nicht mehr wie heute verfüttert werden und würden in Biogasanlagen oder in der Verbrennung landen. Ein ökologischer Unsinn.
Die Landwirtschaft nimmt die in der Initiative angesprochenen Herausforderungen ernst: Mit dem «Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz», der «Nationalen Strategie Antibiotikaresistenzen», dem «Aktionsplan Biodiversität» und der von der Branche initiierten «Strategie nachhaltige Schweizer Futtermittelversorgung» arbeiten Landwirtschaft und Behörden auf weitere Verbesserungen hin. Die Initiative fokussiert jedoch nur auf die Landwirtschaft und damit auf den einzigen Sektor, der überhaupt Umweltziele hat un an deren Umsetzung arbeitet. Sinnbindlich dafür sind die 64 Tonnen Industrie- und Haushaltschemikalien, 19.8 Tonnen künstliche Süssstoffe oder 16.9 Tonnen Arzneimittel, die jedes Jahr den Rhein hinunterfliessen, gegenüber 0.9 Tonnen Pflanzenschutzmittel.
Die Initiative geht weit über das Thema Trinkwasser und Pflanzenschutzmittel hinaus. Es ist eine agrarpolitische Vorlage, welche die heutige Schweizer Landwirtschaft und Tierhaltung in Frage stellt. Da sich die Initiative auf die Ergänzung von Art. 104 der Bundesverfassung konzentriert, fokussiert sie einzig auf die Landwirtschaft. Andere Player, die alle auch Pflanzenschutzmittel und Biozide einsetzen, sind nicht betroffen.
Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=7jxUTdYD7Vk&feature=youtu.be